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Das Google Datenleck 2024 und was es für die Suchmaschinenoptimierung bedeutet

Lesedauer: 7 Minuten

Im Mai 2024 gelangten vertrauliche Informationen an die Öffentlichkeit und versetzten die komplette SEO-Welt in Aufruhr. Der sogenannte Google API Leak. Knapp 2.500 Seiten, die einen tiefen Einblick in die Bewertungsmechanismen von Google liefern.

Die veröffentlichten Dokumente bestehen aus einer umfangreichen Datensammlung, die 2.956 Module mit insgesamt knapp 14.000 verschiedenen Attributen und Variablen beschreibt. Diese Variablen lassen Rückschlüsse auf die Art und Weise zu, wie Google Rankings ermittelt. Der Inhalt der Dokumente ist beeindruckend und zeigt, wie komplex und vielschichtig der Algorithmus tatsächlich ist.

Wichtig: Aus den Inhalten geht nicht hervor, wie hoch der Einfluss eines jeden Attributs ist. Die Informationen lassen also keine Rückschlüsse auf die Gewichtung der einzelnen Variablen zu. Für uns ergibt das Sinn, denn je nach Branche, Keyword oder Thema sehen wir verschiedene Faktoren bzw. Ausprägungen, die für mehr Sichtbarkeit sorgen.

Wenn Sie selbst einmal in den Google-Leak eintauchen möchten, dann empfehle ich Ihnen folgende Webseite:
https://hexdocs.pm/google_api_content_warehouse/0.3.0/api-reference.html

Das sind die wichtigsten Erkenntnisse

Relevanz und Qualität von Backlinks

Backlinks waren, sind und bleiben relevante Rankingfaktoren. Aber Link ist nicht gleich Link. Google berücksichtigt verschiedene Aspekte, um die Qualität eines Links zu bewerten:

  • Relevanz
    Ein Backlink von einer Website, die thematisch zur verlinkten Seite passt, ist wertvoller, weil er zeigt, dass die Inhalte für ein relevantes Publikum nützlich sind. Google bewertet diese Art von Links höher, da sie die thematische Übereinstimmung betonen. Demnach bietet ein Verweis von einer verwandten Branche oder Nische eine größere Chance, Rankings zu verbessern.
  • Autorität
    Backlinks von Seiten mit hoher Domain-Autorität (ja, laut den veröffentlichten Dokumente ermittelt Google tatsächlich die Autorität einer Webseite) tragen mehr Gewicht. Diese Seiten sind etabliert und seriös und signalisieren Suchmaschinen somit glaubhaft, dass die verlinkten Inhalte ebenfalls einen Blick wert sind.
  • Traffic
    Eine interessante Erkenntnis aus dem Google API Leak ist zudem der Einfluss von Nutzersignalen. Bedeutet, Backlinks sollten geklickt werden, um Einfluss auf das Ranking zu haben. Das ergibt Sinn, denn wie wertig kann ein Backlink sein, dem niemand folgt? Dies bedeutet folglich auch, dass ein Investment in OffPage-SEO, das zwar Links, aber keinen Traffic bringt, schlecht investiertes Geld ist.
  • Aktualität
    Verlinkungen von neuen Inhalten könnten von Google höher bewertet werden als solche von älteren Seiten. Die Aktualität einer Website wird als wichtiger Qualitätsfaktor angesehen. Auch dies ist völlig nachvollziehbar. Man stelle sich vor, ein Link, gesetzt vor vielen Jahren, hätte denselben Einfluss wie ein Link, der erst letzte Woche gesetzt wurde. Möglicherweise, wenn nicht sogar höchstwahrscheinlich, spiegeln die Inhalte auf der vor langer Zeit verlinkten Seite gar nicht den aktuellen Wissensstand wider.

Google berücksichtigt das Nutzerverhalten

Vor nicht allzu langer Zeit schrieb ich den Blogbeitrag Sind Nutzersignale ein Rankingfaktor? Vermutlich schon! Und tatsächlich bestätigen die Informationen in den geleakten Dokumenten meine Vermutung.

Google analysiert das Nutzerverhalten seiner Nutzer, nachdem diese ein Suchergebnis angeklickt haben. Der Suchmaschinenriese unterscheidet dabei „gute Klicks“ (good clicks) und „schlechte Klicks“ (bad clicks).

Das Konzept hinter dieser Unterscheidung ist einfach und ergibt Sinn. Bleiben Nutzer lange auf einer Seite, so ist dies ein guter Klick. Verlässt ein Nutzer die Seite nach kurzer Zeit wieder, so ist von einem schlechten Klick die Rede. Ganz offensichtlich wurden die Bedürfnisse des Suchenden auf der Zielseite nicht erfüllt. User Experience ist hier das Zauberwort.

In diesem Zuge ist sicherlich auch sehr interessant, dass Google Nutzerdaten aus dem hauseigenen Browser Chrome heranzieht. Na klar, wer auf solch einem Datenberg sitzt, wird diese Informationen sicherlich nicht ignorieren. Für uns ist dies keine Überraschung, aber nun haben wir es mehr oder weniger schwarz auf weiß.

Content, Content, Content

Keine wirklich neue Erkenntnis, aber ich werde nie müde zu betonen, dass ohne gute Inhalte in den Suchmaschinen nichts geht. Dabei sind die folgenden Punkte entscheidend.

  • Aktualität
    Aktuelle Inhalte sind wichtig, klar. Auch Google interessiert sich nicht für überholte Informationen und berücksichtigt bei der Bewertung der Inhalte Aspekte wie Zeitpunkt der Veröffentlichung oder Frequenz und Datum von Aktualisierungen.
  • Einheitlichkeit
    Google berücksichtigt, inwieweit auf einer Seite einheitliche Inhalte publiziert werden. Würde ich auf dieser Seite auf einmal über „Quantenphysik“ schreiben, so wäre dies für meine Rankings nicht hilfreich.
  • Das Wichtigste zu Beginn
    Wer kennt sie nicht, diese ewig langen Textwüsten. Niemand will sie, erst recht nicht Google. Vergraulen Sie Ihre Leser nicht und kommen Sie früh auf den Punkt. Nichts neues, viel mehr gesunder Menschenverstand.
  • Aufwand
    Google erkennt, ob Inhalte mal eben so „hingerotzt“ worden sind, oder ob sich der Autor (den es sich übrigens lohnt zu präsentieren) wirklich mit den Themen auseinandergesetzt hat. Für mich bedeutet das: Aussagekräftige Inhalte, korrekt, ganzheitlich und sinnvoll strukturiert, eingebettet in einem relevanten internen und externen Umfeld.

Eine starke Marke ist wichtig

Die zuvor genannten Punkte stehen im Zusammenhang mit dem Thema „Marke“.

Nehmen wir als Beispiel Backlinks. Die geleakten Dokumente zeigen, dass das Verhältnis von Marken-Suchanfragen zu sämtlichen eingehenden Verweisen Einfluss auf die Bewertung von Webseiten hat. Verfügt eine Seite über viele Backlinks, aber nur wenige Suchanfragen mit Markenbezug, so könnte dies für Google ein negatives Signal sein. Marken-Suchanfragen wie „Center Parcs Familienurlaub“ oder „Wilson Tennisschläger“ weisen auf Bekanntheit und Vertrauen hin. Wenn jedoch viele Backlinks vorhanden sind, aber kaum nach der Marke gesucht wird, könnte das auf manipulierte Links hinweisen.

Oder schauen wir uns das Thema Nutzersignale an. Stellen Sie sich vor, Sie suchen nach „weiße Sneaker größe 45“. Unter den ersten Suchergebnissen werden sicherlich bekannte Marken wie Zalando, Eschuhe oder Otto sein. Bekannte Player, vertrauensvolle Marken, die vor allem aufgrund Ihrer Bekanntheit organischen Traffic generieren. Darüber hinaus glänzen diese Shops mit Content, einem großen Sortiment, aussagekräftigen Bildern, einer klaren Struktur und damit einer positiven Nutzererfahrung. Nutzer springen nicht sofort wieder ab, sondern schauen sich um, konvertieren oft.

Tatsächlich haben großen Marken oft sogar den Vorteil, das nicht immer alles perfekt sein muss, um zu „gewinnen“. Man werfe nur einen Blick auf die User-Experience bei Amazon, die maßlos überfrachteten Produktdetailseiten dort. Aber es ist eben Amazon.

Google Sandbox

Der Begriff „Sandbox“ kursiert bereits seit langem durch die SEO-Welt. Dabei soll es sich um eine Art Filter handeln, der neue Websites daran hindern soll, unmittelbar nach der Indexierung hohe Rankings zu erreichen. Diese Vorsichtsmaßnahme soll vermeiden, dass minderwertige Inhalte in den oberen Suchergebnissen auftauchen. Es geht für neue Webseiten also erstmal darum, den Beweis der Ernsthaftigkeit anzutreten, sich zu „legitimieren“ und eine Vertrauensbasis zu schaffen.

Google stritt den Einsatz einer Sandbox in der Vergangenheit immer ab, Variablen in den veröffentlichten Google Dokumenten weisen jedoch auf das Gegenteil hin.

SEO braucht Zeit

Erfolge in den Suchergebnissen stellen sich nicht sofort ein, denn SEO braucht Zeit, um sich zu entfalten und zu wirken. Das sagen wir SEOs oft, zukünftig können wir unsere Argumentation noch besser untermauern, indem wir uns auf die geleakten Informationen beziehen. Viele der in den Dokumenten dargestellten Variablen beinhalten einen Zeitfaktor.

  • Bei der Bewertung von Inhalten berücksichtigt Google sowohl den Zeitpunkt der erstmaligen Veröffentlichung als auch den Zeitpunkt der letztmaligen Aktualisierung.
  • Links wirken erst nach einer gewissen Zeit.
  • Nutzersignale werden über einen großen Zeitraum gemessen und berücksichtigt.
  • Auch die zuvor genannte Sandbox verhindert schnelle Sprünge in kurzer Zeit.

Tipps für erfolgreiche Suchmaschinenoptimierung nach dem Google API Leak 2024

  • Investieren Sie in hochwertigen Content und halten Sie diesen stets aktuell.
  • Bewegen Sie sich in Ihrem Themengebiet und weichen Sie nicht zu sehr davon ab. Warum sollten Sie auch? Behandelt Ihr Unternehmen jedoch Themen, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen bzw. weit auseinander liegen? Denken Sie über die Strukturierung Ihrer Inhalte nach.
  • Sorgen Sie dafür, dass Nutzer Ihre Seiten nicht sofort wieder verlassen. Stichwort: „Good Clicks“.
  • Nehmen Sie Ihr Backlinkprofil unter die Lupe und bewerten Sie jeden einzelnen Verweis auf Ihre Webseite. Bringt er Traffic? Befindet er sich auf einer vertrauenswürdigen Webseite?
  • Werden Sie nicht ungeduldig, wenn sich der Erfolg nicht auf Anhieb einstellt.
  • Arbeiten Sie an Ihrer Marke. Bringen Sie sich in das Gedächtnis potenziellen Kunden. Setzen Sie dabei auf die passenden Kanäle. SEO kann ein Teil davon sein.

Melden Sie sich gerne bei uns, wenn Sie Hilfe benötigen.

Fazit

Die geleakten Informationen sind extrem wertvoll. Wer ernsthaft Suchmaschinenoptimierung betreiben möchte, der sollte sich mit den Mechanismen auskennen, um wirkungsvolle Strategien zu entwickeln.

Aber keine Panik

Das Rad wurde nicht neu erfunden. Sie müssen nicht um die Wirksamkeit Ihrer bisherigen Strategien fürchten. Viele Aspekte waren bereits bekannt, viele Faktoren kommunizieren wir SEOs seit vielen Jahren. Wer zudem mit gesundem Menschenverstand die Optimierung seiner Webseite in Angriff nimmt, wird über die meisten Faktoren nicht überrascht sein.

Denn schlussendlich geht es für Google & Co. seit jeher darum, Nutzern die besten Ergebnisse zu liefern. Ergebnisse, die die Informationsbedürfnisse der Suchenden stillen. Denn nur, wer zufrieden ist, kommt wieder.


Simon Kräling

Über den Autor

Simon Kräling ist SEO-Freelancer unter der Flagge von SICHTBAR SEO, Google-Fan und am liebsten auf der ersten Seite. Angefangen hat alles vor mehr als 20 Jahren. Damals, noch zu Web 1.0 Zeiten, mit kleinen Internetseiten für Freunde und lokale Unternehmen. Mit der Weiterentwicklung des Internets hat sich auch sein Arbeitsschwerpunkt immer weiter verschoben. Simon ist passionierter Content- & Performance-Marketer und könnte ohne Probleme den ganzen Tag in der Google Search Console verbringen. Nach vielen Jahren als Inhouse-Marketer in multinationalen Unternehmen erfolgte der Seitenwechsel im Jahre 2020 mit der Gründung der SICHTBAR SEO Agentur.

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