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Lesedauer: 9 Minuten

Was ist Thin Content?

Als Thin Content, zu Deutsch „Dünner Inhalt“, werden Inhalte bezeichnet, die den Nutzern keinen echten Mehrwert bieten. Oftmals sind dies Seiten, die nur wenige Informationen enthalten, nicht auf die Bedürfnisse der Nutzer eingehen oder lediglich von anderen Webseiten kopiert wurden. Solche Inhalte fallen sowohl bei Nutzern als auch bei Suchmaschinen durch.

Was Sinn ergibt, denn warum sollte Google Seiten ausspielen, die Nutzer vermutlich nach kurzer Zeit wieder verlassen, weil sie nicht finden, was sie suchen.

Fragen Sie sich einmal: Gibt es auf Ihrer Webseite Seiten, die vielleicht nicht die Tiefe haben, die Ihre Zielgruppe erwartet? Wenn ja, könnten diese Seiten unter die Kategorie Thin Content fallen.

Typische Beispiele für Thin Content

Thin Content kann in verschiedenen Formen auftreten. Einige der häufigsten Beispiele sind:

  • Automatisch generierte Inhalte: Texte, die mithilfe von Software erstellt wurden, enthalten oft allgemeine oder irrelevante Aussagen. Solche Inhalte sind weder einzigartig noch hilfreich für den Leser. Vor allem seitdem KI seinen Siegeszug angetreten hat, ist das Erstellen von Inhalten ein Kinderspiel. Tools wie ChatGPT „verwursten“ bereits existierende Texte in vermeintlich neue Inhalte, ohne neue Aspekte hinzuzufgen. Wo ist der Mehrwert?
  • Duplicate Content: Inhalte, die von anderen Webseiten kopiert wurden oder auf Ihrer eigenen Seite mehrfach vorkommen, tragen nichts Neues oder Wertvolles bei. Dies kann besonders problematisch sein, wenn Google nicht erkennen kann, welche Version die originale ist.
  • Leere oder unvollständige Seiten: Seiten, die nur wenig Text enthalten oder Platzhalter wie „Coming soon“ anzeigen, bieten den Nutzern keinen Nutzen. Leere Seiten klassifiziert als Soft 404, mehr dazu unten auf der Seite.
  • Dünne Produktbeschreibungen: Oft bei Online-Shops zu finden, wenn Produkte nur mit wenigen generischen Sätzen beschrieben werden. Diese Texte informieren nicht ausreichend über die Eigenschaften oder Vorteile des Produkts.
  • Doorway Pages: Seiten, die nur erstellt wurden, um für bestimmte Suchbegriffe zu ranken, aber keine nützlichen Inhalte bieten. Sie leiten Nutzer oft nur auf andere Seiten weiter.

Haben Sie solche Beispiele schon einmal auf Ihrer eigenen Webseite entdeckt? Es lohnt sich, gezielt nach diesen Schwachstellen zu suchen und sie zu beheben, um sowohl die Nutzererfahrung als auch Ihre SEO-Performance zu verbessern.

Ist Thin Content schädlich?

Ganz eindeutig: Ja!

Niemand profitiert von dünnen Inhalten. Weder die Nutzer, die kostbare Zeit auf Webseiten vergeuden, die ihnen keine passende Lösung bieten, noch Suchmaschinen, die auf eben diese schlechten Seiten verweisen. Und mit Sicherheit auch nicht die Webseitenbetreiber, die Besuchern eine sehr schlechte User-Experience bieten und potenzielle Kunden verprellen.

Stellen Sie sich vor: Ein Besucher sucht nach einer Lösung für ein Problem, findet Ihre Seite und wird enttäuscht, weil er keine klare Antwort erhält. Glauben Sie, dieser Nutzer würde zurückkehren oder Ihre Seite weiterempfehlen? Wohl kaum.

So erkennen Sie Thin Content

Thin Content auf der eigenen Webseite zu erkennen, erfordert ein wenig Detektivarbeit, aber es gibt praktische Ansätze, die Ihnen dabei helfen können:

  • Nutzerverhalten messen: Ein Blick in Ihre Webanalyse-Tools, z. B. Google Analytics, kann sehr aufschlussreich sein und wertvolle Hinweise liefern. Hohe Absprungraten oder eine kurze Verweildauer auf bestimmten Seiten können darauf hindeuten, dass Ihre Inhalte nicht die Erwartungen der Besucher erfüllen und dünn sind. Ich sage bewusst „können“, denn nicht immer ist eine hohe Absprungrate oder eine kurze Verweildauer schlecht. Es kommt immer auf den Sinn und Zweck einer Seite an. Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie möchten mit Ihrer Webseite zu dem Suchbegriff „Wer überträgt das Länderspiel heute“ ranken. Mit Sicherheit ist eine kurze Verweildauer in solch einem Fall ein negatives Signal.
  • Seiten mit wenigen Wörtern zählen: Mithilfe von Tools wie Screaming Frog können Sie Seiten identifizieren, die nur wenige Wörter beinhalten. Dies ist oftmals ein Hinweis auf Thin Content, allerdings gilt auch hier: Nicht immer ist eine geringe Wortanzahl schlecht. Niemand mag unnötig aufgeblasene Inhalte. Glücklicherweise sieht Google das mittlerweile auch so. In den letzten Jahren war es Mode, weil leider auch erfolgreich, Seiten mit umfangreichen Inhalten zu priorisieren. Für manche Suchanfragen mag das Stimmen, aber wer eben nur wissen will, auf welchem Fernsehsender ein Länderspiel läuft, der braucht keine 5 Absätze mit Hintergrundinformationen zum Spiel.
Webseitenanalyse mit Screaming Frog: Inhalt, Wortanzahl, Sätze zählen
Screaming Frog ermittelt die Anzahl an Wörtern und Sätzen auf sämtlichen Unterseiten Ihrer Webseite. Seiten mit geringem Inhalt können leicht herausgefiltert werden.
  • Soft 404-Fehler in der Google Search Console: Google klassifiziert leere Seiten als Soft 404, obwohl diese einen 200er-Statuscode zurückgeben und damit erreichbar sind. In der kostenlosen Search Console des Suchmaschinenriesen lassen sich betroffene Seiten in Windeseile identifizieren. Für SEOs und Webseitenbetreiber ist dies sehr vorteilhaft, können sie doch entsprechende Gegenmaßnehmen, z. B. die Erstellung ergänzender Inhalt oder die Löschung eben dieser Seiten, umgehend einleiten.
Thin Content ermitteln mit Soft 404 in der Google Search Console
Thin Content taucht als Soft-404 in der Google Search Console auf.
  • Vergleich mit den Top-Rankings: Schauen Sie sich die Inhalte der Seiten an, die für Ihre anvisierten Suchbegriffe weit oben stehen. Wie umfassend sind diese Texte? Welche Informationen werden geboten? Ein Vergleich mit diesen Seiten gibt Ihnen eine Orientierung, ob Ihre Inhalte mithalten können.

Thin Content entdeckt, und jetzt?

Sie haben ein Content-Audit durchgeführt und Seiten mit wenig oder oberflächlichem Inhalt entdeckt? Kein Grund zur Panik – im Gegenteil: Es ist eine hervorragende Gelegenheit, Ihre Inhalte gezielt zu optimieren, um sowohl Ihren Nutzern eine bessere Erfahrung zu bieten, als auch Ihre Position in den Suchergebnissen zu verbessern. Hier sind einige Maßnahmen, die Sie ergreifen können:

  • Inhalte erweitern und verbessern: Entscheiden Sie sich für die Ergänzung von Inhalten, dann überlegen Sie, welche Fragen Ihre Zielgruppe zu einem Thema haben könnte, und beantworten Sie diese ausführlich. Reichern Sie Ihren Content mit Beispielen, praktischen Tipps oder zusätzlichen Informationen an, immer im Sinne Ihrer Besucher.
  • Einzigartige Inhalte erstellen: Kopierte Inhalte (Duplicate Content) sollten entweder entfernt oder durch eigene, originelle Texte ersetzt werden. Je einzigartiger Ihre Inhalte sind, desto höher ist die Chance, dass sie von Suchmaschinen und Nutzern geschätzt werden.
  • Fokus auf Mehrwert: Stellen Sie sicher, dass jede Seite Ihrer Webseite einen klaren Zweck erfüllt. Inhalte, die den Nutzern nichts Nützliches bieten, sollten überarbeitet oder entfernt werden. Denken Sie daran: Qualität steht immer vor Quantität.
  • Struktur und Lesbarkeit verbessern: Nutzen Sie Absätze, Überschriften und Listen, um Ihre Inhalte übersichtlicher zu gestalten. Gut strukturierte Seiten werden nicht nur von Lesern, sondern auch von Suchmaschinen besser verstanden.
  • Entfernen Sie Inhalte: Weg mit dem Ballast. Nicht immer ist es ratsam, Seiten zu behalten. Wenn Sie keine sinnvolle Verwendung für eine bestimmte Unterseite haben, dann ab auf den Müll damit.

Fragen Sie sich: Welche Ihrer Inhalte könnten durch zusätzliche Informationen oder eine verbesserte Struktur aufgewertet werden? Schon kleine Anpassungen können große Wirkung zeigen – für Ihre Besucher und für Ihre Rankings.

Missverständnisse über Thin Content

Rund um das Thema Thin Content gibt es viele Missverständnisse, die oft zu falschen Annahmen oder unnötigen Maßnahmen führen. Einige der häufigsten Irrtümer sind:

  • „Thin Content bedeutet nur zu kurze Texte“: Zwar sind sehr kurze Inhalte oft ein Anzeichen für Thin Content, aber die Textlänge allein ist nicht entscheidend. Auch ein kurzer Text kann hochwertig sein, wenn er den Nutzerbedarf erfüllt und relevant ist.
John Müller: Word count is not a sign that a page is thin content. You're the expert on your site's topic (or you should be), you can make a qualified call on what's helpful for users, and what's fluff. Don't use word count.
Statement von John Müller, Sprachrohr von Google, zum Thema „Thin Content“
  • „Alle Seiten mit wenigen Informationen sind problematisch“: Manche Seiten, wie Kontaktseiten oder Impressumsseiten, müssen nicht unbedingt viele Inhalte enthalten. Solange sie ihren Zweck klar erfüllen, sind sie kein Thin Content.
  • „Google bestraft jede Form von Thin Content sofort“: Google straft nicht automatisch jede Seite mit schwachem Inhalt ab. Oft handelt es sich eher um ein schleichendes Problem, das zu einer insgesamt schlechteren Performance der Webseite führt. Aber führen Sie sich vor Augen, dass Thin Content an einigen Stellen auch die komplette Performance Ihrer Webseite in Mitleidenschaft ziehen kann.
  • Thin Content betrifft nur einzelne Seiten“: Ein häufiges Missverständnis besteht darin, dass Thin Content nur einzelne Seiten betrifft. Tatsächlich kann jedoch eine Ansammlung solcher Inhalte die Gesamtbewertung Ihrer Webseite negativ beeinflussen. Google betrachtet die Qualität einer Webseite oft ganzheitlich. Wenn viele Seiten wenig Mehrwert bieten, kann dies das Ranking der gesamten Domain beeinträchtigen. https://www.seroundtable.com/google-thin-content-issues-33202.html
  • „Jeder Thin Content muss sofort gelöscht werden“: Statt Inhalte vorschnell zu entfernen, ist es oft sinnvoller, sie zu überarbeiten und mit Mehrwert anzureichern. Wie bereits zuvor erwähnt, liegt es in Ihrer Entscheidung als Webseitenbetreibende, ob eine Weiterführung Sinn ergibt oder nicht.

Fazit

Thin Content ist ein vielschichtiges Problem, denn Inhalte, die keinen echten Mehrwert bieten, schaden nicht nur Ihrem Ranking, sondern auch Ihrer Reputation. Seien Sie sich außerdem bewusst, dass Google Webseiten ganzheitlich bewertet, und selbst wenige minderwertige Seiten die Performance Ihrer gesamten Domain negativ beeinflussen können.

Die gute Nachricht ist: Sie haben es in der eigenen Hand. Mit gezielten Maßnahmen wie regelmäßigen Content-Audits und der Überarbeitung oder Entferung dünner Inhalte können Sie Ihre Nutzer zufriedenstellen und in den Suchmaschinenrankings deutliche Schritte nach oben machen.

Nutzen Sie Tools wie die Google Search Console, um potenzielle Schwachstellen wie Soft 404-Fehler zu identifizieren. Schauen Sie sich die Inhalte der Top-Rankings Ihrer Suchbegriffe an, um Inspiration für Ihre eigenen Seiten zu gewinnen. Und vergessen Sie nicht: Nicht nur die Länge, sondern vor allem der Nutzen für den Leser entscheidet über die Qualität eines Inhalts. Denn am Ende zählt, was Ihre Besucher denken. Zufriedene Nutzer bleiben länger, kehren zurück und teilen Ihre Inhalte – ein unbezahlbarer Vorteil, der weit über SEO hinausgeht.

Simon Kräling

Über den Autor

Simon Kräling ist SEO-Freelancer unter der Flagge von SICHTBAR SEO, Google-Fan und am liebsten auf der ersten Seite. Angefangen hat alles vor mehr als 20 Jahren. Damals, noch zu Web 1.0 Zeiten, mit kleinen Internetseiten für Freunde und lokale Unternehmen. Mit der Weiterentwicklung des Internets hat sich auch sein Arbeitsschwerpunkt immer weiter verschoben. Simon ist passionierter Content- & Performance-Marketer und könnte ohne Probleme den ganzen Tag in der Google Search Console verbringen. Nach vielen Jahren als Inhouse-Marketer in multinationalen Unternehmen erfolgte der Seitenwechsel im Jahre 2020 mit der Gründung der SICHTBAR SEO Agentur.

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